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Sure 53 „Der Stern“ (übersetzt von Muwahida) Die meisten Menschen verbinden die „Satanischen Verse“ mit dem berühmt-berüchtigten Roman von Salman Rushdie. 1989 erließ der iranische Ayatollah Chomeini eine Fatwa, in welcher den Muslimen befohlen wurde, Rushdie wegen dieses Buches zu töten – und dieses Todesurteil wurde ständig von den iranischen Führungskräften erneuert; allerdings hat es bisher noch kein Attentäter ausgeführt. Aber Rushdie hat die „Satanischen Verse“ nicht erfunden. Der Begriff bezieht sich in Wirklichkeit auf eine Begebenheit, die in der islamischen Überlieferung festgehalten ist und auf welche sich die Sure 53 bezieht, in der Satan, nicht Allah, durch Muhammads Mund gesprochen hat. Die Verse, welche der Teufel dem Propheten des Islams eingegeben hat, wurden danach als die Satanischen Verse bekannt. Gemäß einem Abschnitt aus der Lebensbeschreibung Muhammads von dessen Biographen Ibn Ishaq, der bei Tabari erhalten ist, „machte sich der Gesandte Sorgen um das Wohlergehen seines Volkes“ – der heidnischen Quraish – und „sehnte sich danach, einen Weg zu finden, um sie an sich zu ziehen.“ Letztlich waren es allerdings die Anführer der Quraish, die mit einem Angebot zu ihm kamen. Sie würden ihm Frauen und Geld geben und ihn sogar zu ihrem König machen – wenn er dafür ihre Bedingungen erfülle. „Dieses wollen wir dir geben, Muhammad, so sieh also davon ab, unsere Götter zu verunglimpfen und sprich nicht übel von ihnen. Willst du dies nicht, dann bieten wir dir ein Mittel an, welches sowohl zu deinem als auch zu unserem Nutzen ist.“ „Was ist es?“ fragte Muhammad. „Du wirst unsere Göttinnen al-Lat und al-Uzza [vermutlich: sowie Manat i-d.info] ein Jahr lang verehren, und wir werden deinen Gott ein Jahr lang verehren.“ Nachdem er das Angebot zunächst abgelehnt hatte, erhielt Muhammad eine Offenbarung, der zufolge es rechtmäßig sei, wenn die Muslime die beliebtesten Göttinnen der heidnischen Quraish - al-Lat, al-Uzza und Manat - als Fürbitterinnen vor Allah anbeteten. Die Quraish waren hocherfreut und warfen sich zusammen mit Muhammad und Muslimen vor Allah nieder, nachdem Muhammad die Rezitation der neuen Offenbarung beendet hatte. Ibn Ishaq erzählt: Dann gingen die Leute auseinander, und die Quraish, erfreut über das, was über ihre Gottheiten gesagt worden war, kamen heraus und sagten: „Muhammad hat in großartiger Weise über unsere Götter gesprochen. Er erklärte in seinem Vortrag, dass sie die erhabenen Ġarānīq sind, deren Fürbitte genehm ist." Die Ġarānīq waren hoch fliegende Kraniche. Muhammad meinte, sie seien Allahs Thron nahe, und dass es [daher] gerechtfertigt war, wenn Muslime al-Lat, al-Uzza und Manat als Fürbitterinnen bei Allah anbeteten. Die Nachricht machte unter den Muslimen schnell die Runde: „Die Quraish haben den Islam angenommen.“ Da der Frieden unmittelbar bevorzustehen schien, begannen einige jener Muslime, die zuvor um ihrer Sicherheit willen nach Abessinien geflohen waren, zurückzukehren. Ein Hauptbeteiligter am Drama jedoch war ganz und gar nicht erfreut: der Engel Gabriel – jener, dessen Erscheinen vor Muhammad den Islam ins Leben gerufen hatte. Er kam zu Muhammad und sagte: „Was hast du getan, Muhammad? Du hast diesen Leuten etwas vorgetragen, was ich dir nicht von Gott gebracht habe, und du hast [etwas] gesagt, was er dir nicht gesagt hat.“ Allmählich erkannte Muhammad, in welch großem Maße er seiner monotheistischen Botschaft untreu geworden war: „Ich habe Dinge gegen Gott erfunden und ihm Worte untergeschoben, die er nicht gesprochen hat.“ Er „grämte sich schwer und war in großer Furcht“ vor Allah, weil er zugelassen hatte, dass Satan dessen Botschaft verfälschte. Aber Allah beruhigte ihn: „Und wir haben vor dir keinen Gesandten oder Propheten (zu irgendeinem Volk) geschickt, ohne dass ihm, wenn er etwas wünschte, der Satan (von sich aus etwas) in seinen Wunsch unterschoben (oder: eingegeben, w. gelegt) hätte. Aber Gott tilgt dann (jedesmal), was der Satan (dem Gesandten oder Propheten) unterschiebt. Hierauf legt Gott seine Verse (w. Zeichen) (eindeutig) fest.“ (Koran 22:52). Allah, sagt Ibn Ishaq, linderte auf diese Weise den Kummer des Propheten und befreite ihn von seinen Ängsten. Auch sandte er in Sure 53 eine weitere Offenbarung hernieder, um Satans Worte über al-Lat, al-Uzza und Manat zu ersetzen. Darin wiederholte er die Verachtung, welche der Koran an anderer Stelle der Vorstellung erweist, dass Allah Töchter habe, während irdische Männer Söhne hätten (Verse 19-23). Wie zu erwarten war, ließ Muhammads Kehrtwendung die Spannungen mit den Quraish nur umso stärker aufflammen. Ibn Ishaq erinnert daran, dass die Polytheisten begannen, diesen Vorfall gegen ihn auszuspielen: Als von Gott die Aufhebung dessen kam, was Satan dem Propheten in den Mund gelegt hatte, sagten die Quraish: „Muhammad hat bereut, was er über die Stellung unserer Götter gegenüber Allah gesagt hat, es geändert und etwas anderes gebracht.“ Jetzt waren jene beiden Worte, welche Satan dem Gesandten in den Mund gelegt hatte, im Munde eines jeden Polytheisten, und ihre Feindseligkeit gegenüber den Muslimen und den Gefolgsleuten des Gesandten wurde noch heftiger. Der Zwischenfall mit den Satanischen Versen hat die Muslime verständlicherweise jahrhundertelang in äußerste Verlegenheit gebracht. In der Tat wirft er einen Schatten auf die Glaubwürdigkeit von Muhammads gesamten Anspruch, ein Prophet zu sein. Denn wenn Satan Muhammad einmal Worte in den Mund legen und ihn glauben machen konnte, sie seien Offenbarungen von Allah – wer konnte dann sagen, dass Satan Muhammad nicht auch bei anderer Gelegenheit zu seinem Sprachrohr gemacht hat? Folglich haben islamische Gelehrte, Apologeten und Historiker die Satanischen Verse mit besonderer Heftigkeit angegriffen. Muhammad Husayn Haykal verficht in seinem "Life of Muhammad" die Ansicht, dass der Zwischenfall überhaupt nicht stattgefunden habe und auch gar nicht habe stattfinden können, da Muhammad schließlich ein Prophet sei: "Diese Geschichte erregte die Aufmerksamkeit der westlichen Orientalisten, die sie als wahr ansahen und ad nauseam wiederholten... Es ist eine Geschichte, deren Ungereimtheit bei der einfachsten Überprüfung offenbar wird. Sie widerspricht der Unfehlbarkeit eines jeden Propheten bei der Übermittlung der Botschaft seines Herrn." Er wundert sich darüber, dass sogar einige muslimische Gelehrte sie für wahr halten. Aber ihre Verwurzelung in den überlieferten Quellen ist gesichert. Es ist schwer nachzuvollziehen, wie und warum eine solche Geschichte erfunden und von solch frommen Muslimen wie Ibn Ishaq, Ibn Sa’d und Tabari sowie dem späteren Koran-Kommentator Zamachshari (1074-1143) - der sie kaum wiedererzählt hätte, wenn er den Quellen misstraut hätte - als authentisch akzeptiert worden sein sollte, wenn sie nicht echt gewesen wäre. Hier - ebenso wie auf vielen anderen Gebieten – ist das Zeugnis der frühen islamischen Quellen zwingend. Jene, welche die Satanischen Verse wegwünschen möchten, kommen nicht um die Tatsache herum, dass diese Details aus Muhammads Leben nicht die Erfindungen seiner Feinde waren, sondern von Männern weitergegeben wurden, die glaubten, dass er tatsächlich Allahs Prophet sei. Neben dieser indirekten Anspielung auf den Zwischenfall mit den Satanischen Versen enthält die Mekkanische Sure 53 einen Bericht über zwei der Visionen, welche Muhammad vom Engel Gabriel hatte, zusammen mit einer Aufforderung an die Ungläubigen, die Unwahrheit dieser Visionen zu beweisen (Verse 1-18). Dann, nach der Ablehnung der drei Göttinnen (Verse 19-23), erklärt Allah, dass Ungläubige den Engeln weibliche Namen geben (Vers 28) und dass Muhammad sie meiden solle (Verse 29-30). Dann folgt eine Erörterung der unterschiedlichen Folgen von Glaube und Unglaube. Allah wird jenen vergeben, die schwere Sünden meiden (Vers 32), außer demjenigen, der [in seinen alten Glauben] zurückfällt, nachdem er den Islam angenommen hat (Verse 33-34), und der nicht beachtet, was Moses (Vers 36) und Abraham (Vers 37) gesagt wurde. Niemand wird am Tag des Gerichts für irgendjemanden Fürbitte leisten (Vers 38), und jeder wird seine Quittung bekommen (Vers 39). Allah hat über alles Macht (Verse 43-49) und hat frühere Völkerschaften von Ungläubigen vernichtet (Verse 50-54). Die Leute sollten also Muhammads Warnung ernstnehmen, denn das Gericht ist nahe (Verse 55-62). Englischer Original-Artikel: BLOGGING THE QUR'AN, Blogging the Qur’an: Sura 53, “The Star” islam-deutschland.info empfiehlt zum Weiterlesen folgende Koran-Übersetzungen ins Deutsche: Adel Th. Khoury, ISBN alt: 3579080245, ISBN neu: 978-3579080246 Rudi Paret, ISBN alt: 3170198297, ISBN neu: 978-3170198296 Online existieren n.a. folgende deutschsprachige Nachschlagemöglichkeiten: theology.de Saudisches Dawa-Ministerium Zu unserem großen Bedauern ist die Übersetzungs-Synopsis der Nur-Koraner (war mal www.nur-koran.de) aus dem Netz verschwunden. Als Anglophiler, als Webmaster, oder als Journalist können Sie unser Projekt "DAS KORAN-BLOG" auch aktiv unterstützen. |