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Sure 36: Ya Sin   (übersetzt von Martin)

Sure 36, "Ya Sin", ist eine mekkanische Sure, die ihren Namen von den zwei arabischen Buchstaben erhält, mit denen sie beginnt (Vers 1) - und wie bei allen Kapiteln, die mit solchen Buchstaben beginnen, gilt auch hier, in den Worten des Tafsir [Korankommentar] al-Jalalayn: "Gott weiß am Besten, was er mit diesen [Buchstaben] meint." Mohammed sagte: "Wer immer Ja Sin in der Nacht rezitiert, das Gesicht Allahs suchend, dem wird vergeben," und "die Sure Ja Sin ist das Herz des Koran." Maududi erklärt dies damit, dass sie "die Botschaft des Koran in einer sehr zwingenden Weise darstellt, die die Trägheit unterbricht und den Geist des Menschen zur Aktivität erregt."

Mohammed sagte auch, dass "Ja Sin am Beginn des Tages zu rezitieren den Rest des Tages leicht für die Person macht, bis die Nacht heranrückt. Ebenso macht ihre Rezitation mit Herannahen der Nacht den Rest der Nacht angenehm bis zum nächsten Tag." Er wies seine Anhänger an, "Ja Sin vor den Sterbenden unter euch aufzusagen." Dies sollte getan werden, sagt Maududi, "nicht nur um das gesamte islamische Glaubensbekenntnis im Gedächtnis der sterbenden Person zu erneuern und aufzufrischen, sondern auch um insbesondere ein vollständiges Bild des Jenseits vor ihn zu bringen, so dass er weiß, welche Stadien er durchlaufen muss, nachdem er den Abschnitt dieses irdischen Lebens durchquert hat." Und in der Tat, diese Sure "erneuert und frischt das gesamte islamische Glaubensbekenntnis auf", indem sie eine ansehnliche Anzahl derselben Themen erklingen lässt, die wir in vielen anderen Suren gesehen haben.

Allah schwört bei dem Koran (Vers 2), das heißt, nach dem Tafsir al-Jalalayn, "dem endgültigen Koran, der durch seine wunderbare Anordnung und einzigartigen Bedeutungen endgültig gemacht wurde." Die Gottheit spricht Mohammed in den Versen 2-12 an und versichert ihm, dass er in der Tat einer der Propheten ist (Vers 3), gesandt um ein Volk zu warnen, das nicht vorher gewarnt worden ist (Vers 6) - dieses Volk sind, so Ibn Kathir, "die Araber, denn kein Warner war vor ihm zu ihnen gekommen." Allerdings fügt er hinzu, "die Tatsache, dass sie allein genannt werden, bedeutet nicht, dass andere ausgeschlossen werden," und "die Mission des Propheten ist universal." Und abermals verneinend, dass Menschen selbst dann einen freien Willen haben, wenn es um Glaube oder Unglaube und die Vermeidung des Höllenfeuers geht, sagt Allah, er hätte Wälle um die Ungläubigen errichtet, so dass sie "nichts sehen" (Vers 9). Der Tafsir al-Jalalayn merkt an, dass dies "die Art, in der die Pfade des Glaubens für sie verschlossen sind", darstellt. Der Tanwîr al-Miqbâs min Tafsîr Ibn ‘Abbâs stimmt damit überein und erklärt, dass dieser Vers bedeutet, dass Allah "die Erkenntnis ihrer Herzen ummantelt hat, (so dass sie nicht) die Wahrheit und Leitung (sehen)." Abdur-Rahman bin Zayd bin Aslam stimmt ebenfalls zu: "Allah setzte diese Barriere zwischen sie und Islam und Iman [Glaube], so dass sie ihn nie erreichen werden." Ibn Kathir formuliert diese Passage mit "Wir [d. h. Allah] haben ihre Augen für die Wahrheit blind gemacht" um. So, ob Mohammed sie warnt, oder nicht, sie werden im Unglauben fortfahren (Vers 10) - wie Ibn Kathir erklärt: "Allah hat bestimmt, dass sie fehlgeleitet sein werden, so dass sie zu warnen ihnen nicht helfen und keine Wirkung auf sie haben wird." Somit werden nur Gläubige von Mohammeds Warnung profitieren (Vers 11).

Dann rekapitulieren die Verse 13-29 in Form eines Gleichnisses die Geschichte, die schon viele Male vorher im Koran erzählt worden ist, in Zusammenhang mit spezifischen Propheten: Gesandte kommen zu einer Stadt (von vielen muslimischen Kommentatoren als Antiochia identifiziert), aber die Leute weisen sie zurück und sagen, sie seien nur "Menschen wie wir" (Vers 15) - wie diejenigen, die Noah zurückwiesen, über ihn sagten (11:27, 23:24). Und natürlich ist Mohammed auch nur ein normaler Mensch (18:110). Sie antworten, dass ihre Pflicht nur sei, "die Botschaft deutlich auszurichten" (Vers 17) - so wie bei Mohammed (5:92, 5:99). Ein anderer Mann kommt dazu, um die Leute zu warnen, und wird mit dem Paradies belohnt, worauf dieser Bote, das Paradies genießend, wünscht, dass die Leute wüssten, was er weiß (Vers 26).

Die Verse 30-46 wiederholen Warnungen für die Ungläubigen. Die Menschheit weist Allahs Gesandte zurück und macht sich über sie lustig (Vers 30). Sehen sie nicht, wieviele Menschen Allah zugrundegerichtet hat (Vers 31)? Jeder wird dem Gericht gegenüberstehen (Vers 32). Sie sehen nicht die Zeichen von Allahs Macht in der natürlichen Welt (Verse 33-42). Eines dieser Zeichen ist, dass die Sonne täglich auf ihrer festen Bahn läuft, aber nur "für eine Frist, die für ihn bestimmt ist" [so die englischsprachige Übersetzung von Abdullah Yusuf Ali] (Vers 38). Hierzu erklärte Mohammed [laut Bukhari 4/54/421], dass bei Sonnenuntergang die Sonne "geht (d. h. reist), bis sie sich unter dem Thron niederwirft und die Erlaubnis erhält, wieder aufzugehen, und es wird erlaubt, und dann (wird eine Zeit kommen, zu der) sie im Begriff steht, sich niederzuwerfen, aber ihre Niederwerfung wird nicht akzeptiert werden, und sie wird um Erlaubnis bitten, auf ihrem Weg weiterzugehen, aber es wird nicht erlaubt werden, sondern ihr wird befohlen werden, dahin zurückzukehren, woher sie gekommen ist, und so wird sie im Westen aufgehen. Und das ist die Interpretation der Aussage von Allah: 'Und die Sonne läuft auf ihrer festen Bahn für eine (verordnete) Frist'." (Vers 38)

Allah könnte die Ungläubigen ertränken, und niemand würde in der Lage sein, ihnen zu helfen (Vers 43). Die Verse 47-54 wiederholen einige der höhnischen Bemerkungen der Ungläubigen: sie bräuchten nicht die Armen zu speisen, denn Allah hätte sie ernährt, wenn er gewollt hätte (Vers 47), und sie fragen Mohammed, wann der Jüngste Tag kommen wird (Vers 48). Aber wenn er einst über sie kommt, werden sie in Not aufschreien (Vers 52). Aber die Gläubigen, in den Versen 55-58, werden das Paradies genießen, mit ihren Ehefrauen auf Couchen liegend (Vers 56) - die berühmten Jungfrauen kommen in der nächsten Sure.

In den Versen 59-64 spricht Allah am Jüngsten Tag die Ungläubigen an, sagt ihnen, sie sollen aus seiner Gegenwart weggehen (Vers 59), und erinnert sie daran, dass er sie gewarnt hat, nicht Satan anzubeten (Vers 60), aber nun habe Satan sie in die Irre geführt (Vers 62), und sie müssten in die Hölle eingehen (Verse 63, 64). In den Versen 65-68 bespricht Allah die Ungläubigen: An dem schrecklichen Tag werden sie nicht fähig sein, zu sprechen (Vers 65), und er könnte ihre Augen auswischen (Vers 66). Ibn Abbas formuliert dies um mit: "Wenn Wir gewollt hätten, hätten Wir sie alle von der wahren Leitung in die Irre führen können, so wie konnten sie geleitet werden" - etwas, worüber Allah natürlich an vielen Stellen im Koran sagt, dass er es tut (einschließlich, aber nicht beschränkt auf 7:179, 10:99,100, 16:37, 32:13).

In den Versen 69-83 hebt Allah die übernatürliche Beschaffenheit des Koran (Verse 69, 70), die Zeichen in der natürlichen Welt (Verse 71-73, 77-81) und die Machtlosigkeit der Götzen (Verse 74, 75) hervor. Er weist Mohammed an, sich nicht durch die Ungläubigen deprimieren zu lassen (Vers 76), wie er es auch in 3:176, 15:88, 26:3 und 31:23 tut. Denn Allah hat Macht über alle Dinge (Verse 82, 83).

Nächste Woche: Sure 37, "Die in Reih und Glied stehen": Lernen Sie die Huris kennen: "Und sie haben großäugige (Huris) bei sich, die Augen sittsam niedergeschlagen, unberührt, als ob sie wohlverwahrte Straußeneier wären."

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  Sure 37: Die Reihen

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Englischer Original-Artikel:
        BLOGGING THE QUR'AN, Blogging the Qur’an: Sura 36, “Ya Sin”

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        Adel Th. Khoury, ISBN alt: 3579080245, ISBN neu: 978-3579080246
        Rudi Paret, ISBN alt: 3170198297, ISBN neu: 978-3170198296

Online existieren n.a. folgende deutschsprachige Nachschlagemöglichkeiten:
        theology.de
        Saudisches Dawa-Ministerium
Zu unserem großen Bedauern ist die Übersetzungs-Synopsis der Nur-Koraner (war mal www.nur-koran.de) aus dem Netz verschwunden.

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