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Sure 25: das Kriterium ('die Rettung')   (übersetzt von Martin)

Der Name dieser späten mekkanischen Sure ist Al-Furqan (الفرقان), was auf verschiedene Weise übersetzt wird als Kriterium, Richtschnur oder Maßstab [Paret übersetzt das Wort mit "Rettung", i-d.info]. Das Wort erscheint in Vers 1, wo es mit dem Koran identifiziert wird. Der Tafsir [Korankommentar] al-Jalalayn stellt fest, dass der Koran "so genannt wird [al-furqan], weil er zwischen Wahrheit und Falschheit unterschieden (faraqa) hat."

Allah sandte Mohammed den Koran, fährt der Tafsir al-Jalalayn fort, "damit er für alle Welten, [für] die Menschheit und die Dschinn, aber nicht für die Engel, ein Warner, eine Androhung von Gottes Strafe sein soll." Warum nicht für die Engel? Vielleicht, weil sich die Engel "gegen Allah in dem, was er ihnen befohlen hat, nicht auflehnen" (66:6) und somit Mohammeds Warnung nicht benötigen. Aber Mohammed ist zu jedem auf der Erde gesandt worden, wie er selbst in einem Hadith [Sahih Bukhari 1/7/331] erklärt: "Jeder Prophet ist nur zu seiner Nation gesandt worden, aber ich bin zur ganzen Menschheit gesandt worden."

Der Eröffnungsvers dieser Sure ist ferner eine der offensichtlichen (aber von islamischen Kommentatoren nicht zugegebenen) Ausnahmen von der Regel, dass Allah der alleinige Sprecher im Koran ist - es sei denn, er würde sich selbst segnen dafür, Mohammed den Koran übergeben zu haben. Hiernach kommt in den Versen 2-10 eine weitere Passage, die die Ungläubigen dafür tadelt, Mohammeds Botschaft zurückgewiesen zu haben. Allah hat die Herrschaft über alle Dinge und hat keinen Sohn (Vers 2), doch die Ungläubigen haben zusammen mit ihm andere Götter angenommen, die nichts erschaffen können und die nicht seine Macht über Leben und Tod haben (Vers 3). Daraus scheint hervorzugehen, dass die Ungläubigen Allah nicht zurückweisen - sie beten nur andere Götter mit ihm an. Dies könnte eine Bezugnahme auf die christliche Dreieinigkeit oder die heidnischen Araber, die Allah zusammen mit vielen anderen Göttern anbeteten, oder beides zusammen sein.

Die Ungläubigen beschuldigen Mohammed, zu lügen (Vers 4), und sagen, Mohammed wiederhole in seinem Koran nur "die Geschichten der früheren (Generationen), die er sich aufgeschrieben hat. Sie werden ihm morgens und abends diktiert" (Vers 5). Diese Anschuldigungen verletzten Mohammed, denn sie werden oft im Koran zurückgewiesen. An anderer Stelle erfahren wir, dass der Mann, der Mohammed angeblich diktierte, ein Fremder war: "Wir wissen wohl, dass sie (d. h. die Ungläubigen) sagen: 'Es lehrt ihn (d. h. Mohammed) (ja) ein Mensch (was er als göttliche Offenbarung vorträgt).' (Doch) die Sprache dessen, auf den sie anspielen, ist nichtarabisch. Dies hingegen ist deutliche arabische Sprache" (16:103). Außerdem gibt es eine unbenannte Gestalt, die laut einem Hadith [Sahih Bukhari 4/56/814] "ein Christ war, der den Islam annahm und Surat-al-Baqara [Sure 2] und Al-Imran [Sure 3] las, und er schrieb (die Offenbarungen) für den Propheten auf." Das heißt, er schrieb Mohammeds Koranrezitationen auf. Offensichtlich befreite ihn diese Erfahrung von der Vorstellung, sie wären göttlich inspiriert, denn "später kehrte er wieder zum Christentum zurück und sagte: 'Mohammed weiß nichts außer dem, was ich für ihn geschrieben habe.'"

Allah reagierte mit Zorn auf eine Person, die diese Anschuldigungen machte: die Gottheit wies darauf hin, dass der Mann außerehelich geboren war ("von niedriger Geburt"), und versprach, ihm auf der Nase ein Brandzeichen anzubringen (68:10-16). Er ruft auch göttliche Not auf die hernieder, "die die Schrift mit ihrer Hand schreiben und dann sagen: 'Das stammt von Allah', um sie zu verschachern" (2:79). Und wenn er über die Leute der Schrift spricht, sagt Allah zu Mohammed: "Und einige von ihnen verdrehen den Wortlaut der Schrift, damit ihr meint, es (d. h. das, was sie sagen) stamme aus der Schrift, während es (in Wirklichkeit) nicht daraus stammt, und sagen, es stamme von Allah, während es (in Wirklichkeit) nicht von ihm stammt" (3:78). Diese und andere Passagen deuten darauf hin, dass einige Leute um Mohammed sich über seine prophetischen Ansprüche lustig machten, indem sie ihre eigenen Schriften oder volkstümliches oder apokryphes Material als göttliche Offenbarung darstellten und ihm verkauften.

Die Ungläubigen beanstanden auch, dass Mohammed ein gewöhnlicher Mensch ist, und fragen, weshalb nicht stattdessen ein Engel herabgesandt worden ist (Vers 7). Mohammed, spotten sie, hat nicht einmal einen Garten (Vers 8), obwohl Allah ihm sagt, dass er ihm die Gärten des Paradieses geben könnte (Vers 10). Dann warnen die Verse 11-34 vor dem fürchterlichen Tag des Gerichts, wenn die Ungläubigen klagen werden: "Hätte ich mir doch einen Weg mit dem Gesandten genommen!" (Vers 27), und sie den schrecklichen Fehler begreifen werden, den sie begingen, indem sie den Koran "als etwas, das gemieden werden muss", betrachteten (Vers 30). Unterdessen, während der furchterregende Tag sich entwickelt, werden sich die Gläubigen im Garten des Paradieses ausruhen (Vers 24). In den Versen 35-42 erinnert Allah kurz an Mose und Noah und bemerkt, dass die Leute, zu denen diese und andere Propheten geschickt worden waren, diese auch mit Verachtung empfingen und völlig zugrunde gerichtet wurden (Verse 36, 39). Dennoch spotten sie weiter über Mohammeds Anspruch, ein Prophet zu sein, und werden bald ihre Strafe erhalten (Verse 40-41).

Die Verse 43-77 berichten dann ausführlich über Allahs Macht beim Lenken der natürlichen Ordnung der Erde - aber die Ungläubigen sind "wie das Vieh" (Vers 44), empfindungslos inmitten all dieser Beweise. Allah hätte einen Propheten zu jeder Stadt schicken können (Vers 51) - aber wir haben natürlich schon gesehen, dass Mohammed zu allen Menschen geschickt worden ist (Vers 1). Mohammed soll den Ungläubigen "heftig zusetzen" (Vers 52) - auf Arabisch "dschihad [Verb] gegen sie einen großen Dschihad [Substantiv]". Nach dem Korankommentar Tanwîr al-Miqbâs min Tafsîr Ibn ‘Abbâs sollte dies "mit dem Koran" und "mit dem Schwert" getan werden.

Allah hat den Menschen aus Wasser geschaffen (Vers 54), aber die Götzen sind machtlos (Vers 55). Mohammed ist gesandt worden, um eine gute Nachricht und eine Warnung auszurichten (Vers 56) - "das bedeutet", sagt Ibn Kathir, "ein Überbringer guter Nachrichten für die Gläubigen, ein Warner für die Ungläubigen, der die frohe Botschaft vom Paradies denen bringt, die Allah gehorchen, und Warnungen vor einer furchtbaren Bestrafung für diejenigen bringt, die den Geboten Allahs entgegensteuern." Allah hat alles in sechs Tagen erschaffen (Vers 59), wenngleich es in 41:9-12 acht Tage gedauert zu haben scheint. Die Ungläubigen weigern sich, nach Mohammeds Pfeife zu tanzen - sie werden sich nicht vor Ar-Rahman, dem Barmherzigen, niederwerfen (Vers 60). Ibn Kathir erklärt, dass dies aus der Zeit des Vertrags von Hudaybiya zwischen Mohammed und den heidnischen Arabern von Mekka herstammt. Als Mohammed befahl, dass der Vertrag mit "Im Namen Allahs, Ar-Rahman (des Gnädigen), Ar-Rahim (des Barmherzigen)" beginnt, antworteten sie: "Wir kennen nicht Ar-Rahman oder Ar-Rahim. Schreibe, was du früher geschrieben hast: 'Bismika Allahumma (in Deinem Namen, O Allah).'" Dies, zusammen mit Vers 3, ist ein weiterer Hinweis darauf, dass Allah einer der Götter war, die von den Heiden vor dem Aufkommen des Islam angebetet wurden. Vers 60 ist auch einer der Verse der Niederwerfung: der Gläubige soll eine Niederwerfung machen, wann immer der Vers rezitiert wird.

Diejenigen, "die neben Allah keinen anderen Gott anrufen, niemand töten, den (zu töten) Allah verboten hat, außer wenn sie dazu berechtigt sind, und keine Unzucht begehen" (Vers 68), werden der Strafe entgehen, aber die, die diese Dinge tun, werden am Jüngsten Tag die doppelte Strafe erhalten (Vers 69). Allah wird das Böse, das von denen getan wurde, die umkehren, glauben und gute Werke tun, in Gutes verwandeln (Vers 70). Aber Allah ist nicht beunruhigt durch die Weigerung der Ungläubigen, den Islam anzunehmen. Jedoch, weil sie ihn abgewiesen haben, ist die Strafe unausweichlich (Vers 77).

Nächste Woche: Sure 26, "die Dichter": Wird Mohammed sich selbst mit Kummer zu Tode quälen, weil seine Feinde keine Muslime werden?

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  Sure 26: Die Dichter

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Englischer Original-Artikel:
        BLOGGING THE QUR'AN, Blogging the Qur’an: Sura 25, “The Criterion”

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        Adel Th. Khoury, ISBN alt: 3579080245, ISBN neu: 978-3579080246
        Rudi Paret, ISBN alt: 3170198297, ISBN neu: 978-3170198296

Online existieren n.a. folgende deutschsprachige Nachschlagemöglichkeiten:
        theology.de
        Saudisches Dawa-Ministerium
Zu unserem großen Bedauern ist die Übersetzungs-Synopsis der Nur-Koraner (war mal www.nur-koran.de) aus dem Netz verschwunden.

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