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Sure 23: die Gläubigen   (übersetzt von Martin)

Diese Sure stammt aus der Mitte von Mohammeds mekkanischer Periode, während der Zeit einer Hungersnot in Mekka, auf die indirekt in den Versen 75-76 Bezug genommen wird. Umar, der zweite Kalif der Muslime nach Mohammed, berichtet: "Diese Sure wurde in meiner Gegenwart offenbart, und ich selbst beobachtete den Zustand des Heiligen Propheten während ihrer Offenbarung. Als die Offenbarung endete, bemerkte der Heilige Prophet: 'Bei diesem Anlass sind zehn derartige Verse auf mich herabgesandt worden, dass derjenige, der sie erfüllt, ganz bestimmt ins Paradies kommen wird.' Dann rezitierte er die Anfangsverse der Sure."
[So Maududi in seinem Korankommentar (und Übersetzung) "The Meaning of the Qur'an": http://www.usc.edu/dept/MSA/quran/maududi/mau23.html]

Diese das Paradies freigebenden Verse (Verse 1-11) versprechen den Gläubigen Erfolg (Vers 1) -- und rufen den Gebetsruf des Muezzins in Erinnerung, von dem ein Teil lautet: "Eilt zum Gebet, eilt zum Erfolg." Allah zählt die Charakteristiken derjenigen auf, die ins Paradies kommen: sie beten demütig (Vers 2) und gewissenhaft (Vers 9), sie meiden leeres Gerede (Vers 3), sie sind mildtätig zu den Armen (Vers 4), sie halten ihr Wort und ihre Verpflichtungen (Vers 8), und sie sind keusch (Vers 5) - außer mit ihren Ehefrauen und Sklavenmädchen (Vers 6). Der Tafsir [Korankommentar] "al-Jalalayn" erklärt: "außer ihren Gattinnen, das heißt außer gegenüber ihren Gattinen, und was [an Sklavinnen] ihre rechte Hand besitzt, das heißt Konkubinen, denn dann ist es nicht tadelnswert, wenn sie geschlechtlichen Verkehr mit ihnen haben." Maududi behauptet, dass "der Umstand, dass die Leute, die die Botschaft des Heiligen Propheten angenommen haben, begonnen haben, sich solche noblen Charaktereigenschaften zuzulegen, ein geeigneter Beweis für die Wahrheit der Botschaft ist."

Dann verweisen die Verse 12-22 auf verschiedenartige Elemente der natürlichen Welt als Beweis für Allahs Macht: die Erschaffung und das Wachstum von Menschen "aus einer Portion Lehm" (Verse 12-14) und verschiedene Merkmale der natürlichen Welt: der Regen, Bäume, Vieh, usw. (Verse 17-22). Nach einem Hadith, der in der Hadithensammlung Mishkat al-Masabih aufgezeichnet ist, äußerte Mohammed eine deterministische Auffassung, weshalb manche Leute gut und andere böse sind. Es hängt alles von der Sorte Sand ab, aus der sie gemacht wurden: "Allah nahm eine Handvoll Sand von der ganzen Erde und mischte sie mit Wasser, so dass daraus Schlamm wurde. Allah formte dann die Gestalt des Sayyidina [Herrn] Adam aus diesem Schlamm. Allah blies dann die Seele hinein. Die Nachkommen von Sayyidina Adam werden daher wie die Portion Sand sein, aus der sie geschaffen wurden. Unter ihnen sind rötliche Leute, weiße Leute, schwarze Leute und andere, die zwischen diesen Hautkoloriten liegen. Einige von ihnen sind sanft, andere hart, einige gut, andere schlecht (der Art des Sandes entsprechend)."

Die Verse 23-52 kehren zu den Geschichten der verschiedenen Propheten zurück: Noah (Verse 23-30), ein namenloser Prophet der Generation nach Noah (Verse 31-41), andere nicht mit Namen genannte Propheten, die zu anderen Völkern geschickt wurden (Verse 42-44), Mose und Aaron (Verse 45-49) und Jesus (Vers 50). Wie wir anderswo im Koran gesehen haben, erinnern diese Berichte häufig an Mohammeds eigene Erfahrung mit denen, die seine Botschaft zurückwiesen. Mohammed setzt seine Gegner dadurch in Kenntnis, dass sie das Gleiche tun, was die Feinde der Propheten der Alten taten, und dass sie dem gleichen göttlichen Richterspruch gegenüberstehen werden. Noahs Feinde spotten, dass er nur "ein Mensch wie ihr" sei (Vers 24), und die Kritiker des unbenannten Propheten sagen das Gleiche (Vers 33). Und natürlich, Mohammed ist nur ein normaler Mensch (18:110). Sie sagen, Noah sei besessen (Vers 25) - und das ist das Gleiche, was sie über Mohammed sagen (44:14). Die Ungläubigen leugnen, dass die Toten auferweckt werden (Vers 37), genauso wie gegenüber Mohammed (19:66).

Eine andere Botschaft ist hier, dass Mohammeds Botschaft die Gleiche wie die von früheren Propheten ist, und "dies ist eure Gemeinschaft. Es ist eine einzige Gemeinschaft" - sprich, die Bruderschaft der Propheten (Vers 52).

Weitere Warnungen für die Ungläubigen kommen in den Versen 53-90. Diejenigen, die Wohlstand in diesem Leben genießen (Verse 55-56), werden nicht dem Urteilsspruch entkommen. Diejenigen, die "an die Zeichen ihres Herrn" -- das heißt an die Verse des Koran (Vers 58) glauben und keine Partner mit Allah assoziieren (Vers 59), werden gerettet werden. Allah gibt keiner Seele eine größere Last, als sie zu tragen vermag (Vers 62). Die Ungläubigen werden am Tag des Gerichts "um Hilfe rufen" (Vers 64), doch Allah wird ihnen nicht helfen (Vers 65), denn als ihnen die Verse ("Zeichen") des Koran verlesen wurden, machten sie kehrt (Vers 66) und verhöhnten den Koran selbst (Vers 67). Die Botschaft, die zu ihnen gekommen ist, ist dieselbe, die zu ihren Vorvätern geschickt worden ist (Vers 68). Sie beschuldigen Mohammed, besessen zu sein (Vers 69), genauso wie Noahs Feinde über ihn sagten (Vers 25), aber tatsächlich hat Mohammed ihnen einfach die Wahrheit gebracht - doch die meisten von ihnen hassen die Wahrheit. Mohammed ruft sie auf einen geraden Weg (Vers 73), welcher der Islam ist, aber selbst wenn Allah die gegenwärtige Not, unter der die Ungläubigen leiden (wegen der Hungersnot in Mekka), von ihnen wegnehmen würde, würden sie nicht glauben (Verse 75-76). Die Ungläubigen bezweifeln, dass die Toten zum Gericht auferweckt werden (Verse 82-83), aber alles gehört Allah und wird zu ihm zurückkehren (Verse 84-89).

Die Verse 91-118 beenden die Sure mit weiteren Warnungen für die Ungläubigen. Allah hat keinen Sohn gezeugt, und wenn er es hätte, hätte jeder Gott mit den anderen um das gekämpft, was er selbst geschaffen hat (Vers 91). Ibn Kathir erklärt: "Wenn verfügt worden wäre, dass es eine Vielfalt an Göttern geben sollte, hätte jeder von ihnen exklusive Kontrolle über das, was er geschaffen hat, so dass es niemals irgendeine Ordnung im Universum geben würde. Aber was wir erkennen, ist, dass das Universum geordnet und zusammenhängend ist, mit den oberen und unteren Sphären in der perfektesten Weise miteinander verbunden." Interessanterweise scheint der Gedanke an eine Kooperation zwischen den Mitgliedern einer Gruppe nicht aufzukommen.

Allah sagt Mohammed, er solle Zuflucht bei ihm vor den Ungläubigen suchen (Verse 93-100). Am Jüngsten Tag werden die Spötter niemanden haben, der ihnen hilft (Vers 101). Diejenigen, deren gute Taten gegenüber den schlechten Taten überwiegen, werden gerettet werden (Vers 102), aber diejenigen, deren schlechte Taten schwerer wiegen, gehen in die Hölle (Vers 103), wo sie scheußlich grinsen werden, nachdem ihre Lippen abgebrannt sind (Vers 104), wie der Tafsir al-Jalalayn ausführt: "Das Feuer wird ihre Gesichter versengen, es wird sie verbrennen, während sie darin finster dreinblicken, nachdem ihre oberen und unteren Lippen von ihren Zähnen zurückgewichen sind." Allah wird sie dann fragen: "Sind euch nicht (immer wieder) meine Verse (w. Zeichen [ayat]) verlesen worden, worauf ihr sie (jedesmal) für Lüge erklärt habt?" (Vers 105), und die Verdammten werden Ausflüchte suchen (Vers 106) und um eine neue Chance bitten (Vers 107), die Allah nicht gewähren wird (Vers 108), weil sie seine Diener verspottet hatten (Verse 109-110). Das Leben ist kurz (Vers 113), und Allah wird die Ungläubigen fragen: "Meint ihr denn, wir hätten euch zum Zeitvertreib geschaffen, und ihr würdet nicht zu uns zurückgebracht?" (Vers 115).

Nächste Woche: Sure 24, "das Licht": "Und sag den gläubigen Frauen, sie sollen ihre Augen niederschlagen, und sie sollen darauf achten, dass ihre Scham bedeckt ist, den Schmuck, den sie tragen, nicht offen zeigen, soweit er nicht (normalerweise) sichtbar ist, ihren Schal sich über den Schlitz ziehen und den Schmuck, den sie tragen, niemand offen zeigen..."

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  Sure 24, Verse 1-20

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Englischer Original-Artikel:
        BLOGGING THE QUR'AN, Blogging the Qur’an: Sura 23, “The Believers”

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        Adel Th. Khoury, ISBN alt: 3579080245, ISBN neu: 978-3579080246
        Rudi Paret, ISBN alt: 3170198297, ISBN neu: 978-3170198296

Online existieren n.a. folgende deutschsprachige Nachschlagemöglichkeiten:
        theology.de
        Saudisches Dawa-Ministerium
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