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Sure 21: die Propheten   (übersetzt von Monalisa)

Nachdem einige Suren die Botschaft und die Aufnahme unterschiedlicher Propheten in auffallend ähnlichen Worten nacherzählt haben, steht in dieser Sure, „Die Propheten“, das Phänomen der Prophetie und wie sie aufgenommen wird (üblicherweise mit Spott), generell zur Diskussion. Sie verhandelt einige Propheten auch im Besonderen, einschließlich Abraham, David, Salomon, Hiob und Sacharia. Sure 21 ist eine späte mekkanische Sure, die vor dem Hintergrund der andauernden Auseinandersetzungen Mohammeds mit den Anführern des heidnischen Volksstammes der Quraish von Mekka offenbart wurde – ein Stamm, zu dem Mohammed selbst gehörte, der seinen Anspruch als Prophet aber zurückgewiesen hatte.

Die Verse 1-47 sprechen ganz allgemein davon, wie die Ungläubigen die Zeichen der schöpferischen Macht Allahs und die Botschaften seiner Propheten immer verhöhnen. Wir hören, wie sie Mohammed und seinen prophetischen Auftrag abweisen und in den Versen 4, 24, 42 und 45 erklärt Allah Mohammed, was dazu zu sagen ist. Die Ungläubigen behaupten, dass Mohammed Zauberei anwenden würde und unterstellen, dass es mehr bräuchte ein Prophet zu sein, als ein „Mensch wie ihr“ zu sein (Vers 3). Doch die früheren Propheten waren auch nur gewöhnliche Männer, wie die Ungläubigen herausfinden können, wenn sie die Juden und Christen fragen („die Leute der früheren Mahnung“, Verse 7, 8). Die Ungläubigen sagen, Mohammed sei ein Dichter, der sich den Qur’an ausgedacht hätte und dass er, wäre er wirklich ein Prophet, ein Wunder vollbringen würde (Vers 5). Aber Allah hat in der Vergangenheit ganze Städte zerstört (Vers 6) und getan, was er versprochen hat und gerettet, „wen Wir wollten […] und diejenigen, die nicht maßhielten, zugrunde gehen lassen“ (Vers 9).

Nun hat Allah ein Buch mit einer Botschaft für die Menschheit offenbart – den Qur’an (Vers 10). Und das ist kein Spiel: Allah hat nicht alles nur zum Zeitvertreib erschaffen. Hätte es ihn nach Zerstreuung verlangt, „hätten Wir das von Uns aus gemacht“ (Vers 17). Im Tafsir [Koran-Kommentar] "al-Jalalayn" heißt es dazu: „Wenn Wir uns eine Zerstreuung hätten verschaffen wollen, eine Zerstreuung in der Art eines Gefährten oder Kindes, hätten wir das von Uns aus gemacht, mit den schönäugigen Houris oder Engeln..." Die „schönäugigen Houris“ sind die sagenhaften Jungfrauen des Paradieses.

Stattdessen heißt es in einem misstönend gewalttätigen Bild, „Wir werfen die Wahrheit auf die Lüge und das bricht der Lüge den Kopf und siehe, sie verschwindet“ (Vers 18). Selbst die Wesen in Allahs Gegenwart sind nicht zu stolz, um ihm zu dienen (Verse 19, 20). Die Ungläubigen können nicht damit Recht haben, dass die Gegenstände, die sie verehren, wirkliche Götter neben Allah sind, denn diese Vielheit würde Verwirrung stiften, nicht nur im Himmel, sondern auch auf Erden (Vers 22) – ein Vers, der erklären könnte, warum muslimische Gesellschaften immer zu Autoritarismus neigten und nie ein Hort von Demokratie waren. Allah, jedenfalls, der absolutistische Herrscher, „wird nicht zur Rechenschaft gezogen“ (Vers 23). Ibn Kathir sagt: „Er ist der Herrscher, dessen Gesetz nicht umgeworfen werden kann und dem sich wegen Seiner Macht, Majestät, seinem Stolz und Wissen, seiner Weisheit, Gerechtigkeit und Raffinesse niemand entgegen stellen kann.“ Diejenigen, die sagen „Der Barmherzige hat sich Kinder zugelegt“ (in Vers 26) sind nicht nur die Christen, sondern auch heidnische Araber, die "Töchter Allahs" verehrten – worüber wir später mehr hören werden, vor allem in Sure 53. Allahs Diener, also seine Propheten, verwenden sich nur für diejenigen, die Ihm genehm sind (Vers 28), und falls je einer dieser Diener sich zum Gott erklärt hätte, dann würde er in der Hölle landen (Vers 29).

Haben die Ungläubigen die Zeichen Allahs und seiner Schöpferhand in den Dingen dieser Erde nicht erkannt? Doch sie wagen es Mohammed zu verlachen (Vers 36), achtlos angesichts der Tatsache, dass der Tag des Gerichts unweigerlich kommen wird (Verse 37-44). Jedem wird an diesem Tag Gerechtigkeit widerfahren und die kleinste gute Tat, sei sie auch klein wie ein Senfkorn, wird nicht unbemerkt bleiben (Vers 47).

Dann werden in den Versen 48-93 einige bedeutende Ereignisse im Leben einiger Propheten angeführt, wieder mit zahllosen Parallelen zu Mohammeds eigener Situation mit den Quraish. Allah gab Moses und Aaron den Maßstab (Al-Furqan), also den für richtig und falsch, die wahre Rechtleitung. Al-Furqan wird in der islamischen Tradition mit dem Koran selbst identifiziert, aber hier bezieht es sich auf vorangegangene prophetische Botschaften – die Thora, die Moses ausgehändigt worden war. Gemäß der islamischen Tradition waren sowohl Thora und Evangelium in ihrer Substanz identisch mit dem Qur’an, bevor sie von den verdorbenen und ungläubigen Nachfolgern Moses und Jesu verfälscht wurden.

Die Verse 51-73 kehren zur Geschichte Abrahams zurück und der abermaligen Wiedergabe seiner Weigerung, die Götzen seiner Väter anzubeten. Er fordert die Götzenanbeter unter seinen eigenen Leuten heraus, die ihn geradeso verspotten, wie die Quraish sich über Mohammed lustig machten. Sie gehen sogar so weit, dass sie versuchen ihn bei lebendigem Leibe zu verbrennen, aber Allah lässt das Feuer erkalten und rettet seinen Propheten (Verse 68, 69). Darauf folgen in schneller Abfolge kurze Verweise auf Lot (Verse 87, 88), Sacharia (Verse 89, 90) und Maria und Jesus (Vers 91), die alle, wie hier erinnert wird, treu im Glauben an Allah blieben, trotz verschiedener Bedrängnisse und Gefahren (und dem ständigen Spott der Ungläubigen). Alle hatten sie dieselbe Religion, den Islam (Vers 92), auch wenn die Nachfolger dieser Propheten „ihre Religion in Stücke teilten“ (Vers 93). Die ursprüngliche Religion aller Propheten war der Islam und wenn jemand für sich beansprucht, einem dieser Propheten zu folgen – Abraham, Moses oder Jesus, aber den Islam verwirft, dann verwirft er die wahre Botschaft dieser Propheten zugunsten einer späteren, verfälschten Version.

Die Verse 94-112 warnen vor dem Tag des Gerichts. Wenn Gog und Magog losgelassen werden (siehe 18:94), werden die Ungläubigen erkennen, das all das wahr gewesen ist (Vers 97). Wenn sie die Hölle betreten, sehen sie, dass ihre Götter nutzlos sind und ihnen nicht heraushelfen (Verse 98-100). Die Gläubigen werden von alldem verschont bleiben, die Schreie der Verdammten aus der Hölle dringen nicht zu ihnen, stattdessen werden sie von den Engeln gegrüßt (Verse 101-103). Allah wird, in gleicher Weise wie die erste, eine neue Schöpfung hervorbringen (Vers 104) und die Rechtschaffenen – d.h., die Muslime – werden das Land zum Erbe haben. Der Qur’an ist eine Botschaft für die, die Allah dienen wollen (Vers 106) und Mohammed wurde gesandt, „um den Menschen in aller Welt Barmherzigkeit zu erweisen“ (Vers 107). Mohammed soll den Menschen sagen, dass er die Warnung überbracht hat, die ihm zu überbringen befohlen war, aber dass er nicht weiß, wann das versprochene Gericht kommen wird.

Nächste Woche: Sure 22, "die Pilgerfahrt". Mehr über den schrecklichen Tag, an dem ihr die Menschen in einem Aufstand von Trunkenheit seht, obwohl sie nicht betrunken sind.

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  Sure 22, "die Pilgerfahrt"

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Englischer Original-Artikel:
        BLOGGING THE QUR'AN, Blogging the Qur’an: Sura 21, “The Prophets”

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        Adel Th. Khoury, ISBN alt: 3579080245, ISBN neu: 978-3579080246
        Rudi Paret, ISBN alt: 3170198297, ISBN neu: 978-3170198296

Online existieren n.a. folgende deutschsprachige Nachschlagemöglichkeiten:
        theology.de
        Saudisches Dawa-Ministerium
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